Glücksspiel in der Sowjetunion: Verbote und Untergrund
Einleitung: „Leidenschaft für Risiko“ unter roter Flagge
Die offizielle sowjetische Doktrin sah im Glücksspiel ein bürgerliches Relikt. In der Praxis ist das Verlangen nach Risiko nicht verschwunden: Es ging an Lotterien, Haushaltswetten und unterirdische „Katranen“. Die Geschichte des sowjetischen Glücksspiels ist ein Pendel zwischen Verbot und Bedürfnis, zwischen Ideologie und menschlicher Natur.
NEP: Ein kurzer „offizieller“ Flirt mit Leidenschaft (1920er Jahre)
Ein wirtschaftliches Experiment. Im Zuge der teilweisen Marktfreiheit gab es in einigen Städten Rennstrecken mit Gewinnspielen, es gab Cafés mit Kartentischen - kontrolliert und in begrenztem Format.
Schnelle Kehrtwende. Gegen Ende des Jahrzehnts änderte sich der Kurs: Gewinnspiele wurden geschlossen und Karteninstitute als „sozial schädlich“ beschnitten. Die Aufregung ging wieder in den Schatten.
1930-1950: starre Ideologie und „Alltagssünden“
Die Linie der Partei. Aufregung - „Parasitismus und Spekulation“. Die Organisation von Höhlen und das Spiel um Geld wurden geahndet, vor allem in Verbindung mit Schmarotzerei und Währungsbetrug.
Haushaltskompromisse. Gleichzeitig wurde abends Domino, Lotto, Preferance in Kommunalkas gespielt - formal ohne Geld oder für symbolische „Interessen“.
Rennstrecken als Sport. Pferderennen blieben als Spektakel und Stammesarbeit; Es gab offiziell keine Wetten, aber ein Halbschattentausch „für das Ergebnis“ drehte sich herum.
Staatliche Lotterien: Ein legales „Spiel der Hoffnung“
Monetärer ist die Lotterie. Der Staat gab regelmäßig Lotterien heraus, um Projekte und Sport zu finanzieren.
Sportlotto (seit den 1970er Jahren). Die bekannteste Lotterie der späten UdSSR: Kioske, Quittungen, Fernsehverlosungen und ein kultureller Fußabdruck (der Film „Sportloto-82“).
Warum es funktionierte. Die Lotterien gaben den erlaubten Kanal der Hoffnung, gewöhnten sich an das Ritual des Spielscheins und des „Umlauftages“ ohne das Stigma des Untergrunds.
Untergrund: „Katranas“, Wohnungen, Commons
Katranas. Illegale Wohnungen/Keller mit Kartentischen, Uhr, Wächter am Eingang und klaren Regeln. Dort spielten sie Preferance, „Point“ (21), Poker Draw, seltener Bacara.
Ein gesellschaftlicher Einschnitt. Das Publikum ist gemischt: Ingenieure und Professoren, Zunftmacher und „Fartsovschiks“, Sportler, Seeleute, kreative Bohemiens.
Sicherheitsverfahren. Passwörter, „Gucken“, abgelegene Kassen, Absprachen mit dem „Dach“. Im Falle eines Überfalls - eine „Streuung“ von Chips, Legenden über einen „Abend ohne Geld“.
Disziplin der Pflicht. Der Ruf war die Währung: Zahlungsausfall drohte nicht nur Schande, sondern auch der Besuch von Menschen „aus der kriminellen Welt“.
Straße und Bahnhof: „Fingerhut“, Knöchel, kleine Einsätze
Arschlöcher. Touristen und Saisonspieler waren das Ziel der „Zauberspieler“ der Straße: ein klassisches Spiel ohne Gewinnchance.
Knochen und „Streichhölzer“. Auf den Märkten und in den Communities „für Zigaretten“ oder „für den Rubel“.
Stadionkultur. „Wetten auf das Konto“ zwischen den Fans ist eine informelle Tradition, wenn auch ohne legalen Status.
Kultur und Mythologie: Von Anekdoten bis zu Bildschirmen
Anekdoten und Jargon. „Hand in Hand übergeben“, „gebrochene Karte“, „öffnen“ - die Kartensprache lebte im Alltag.
Kino und Prosa. Der Untergrund blitzte in Geschichten über Zünfte und „Schattenmänner“ auf, und das Thema „Glück“ wurde legal durch Lotterien (Plakate, Filme) vertreten.
Das Bild des Spielers. Entweder ein „Betrüger“ oder ein charmanter Eindringling - eine Person, die „das Leben hat - eine Wette“.
Kontrolle und Strafen: Wie gefangen und was zugerechnet wurde
Razzien der Polizei. Die Mitarbeiter „bedeckten“ die Wohnungen auf Hinweis von Nachbarn/Konkurrenten. Geld, Karten, „Schuldenzeitschriften“ wurden beschlagnahmt.
Die Artikel. Meistens - die Organisation der Höhle, Spekulation, Parasitismus, Betrug. Für die Tatsache, dass das Spiel ohne erschwerende Umstände in der Regel auf Prävention beschränkt, aber für die „Organisation“ und „überholt“ könnte eine echte Frist sein.
Die Karriere werde „angegriffen“. Jede „dunkle Geschichte“ drohte mit Parteischein und dienstlichen Konsequenzen.
1960er bis 1980er Jahre: Stabiler Untergrund und Schaufenster für Lotterien
Modus der „Nichtexistenz“. Heimliche Kartennetzwerke lebten jahrelang, bis sie in Konflikt gerieten und glühten.
Die legale Fassade. Lotterien, Schach/Dame, Sportwetten in Form von Quiz ohne Geldwetten - die Ästhetik der „moderaten Aufregung“.
Arcade-Maschinen. Unterhaltsame Schießstände und „Seeschlacht“ - ohne Geldrendite. Versuche, in den Genossenschaften der späten 1980er Jahre „einarmige Banditen“ zu machen, fielen schnell in die Grauzone.
Perestroika: Risse im Verbot (zweite Hälfte der 1980er Jahre)
Genossenschaften und „erste Hallen“. Experimentelle Entdeckung von halblegalen Spielräumen und Clubs in Hotels und DK.
Rennstrecken. Diskussionen über die Rückkehr des Gewinnspiels in Form von „Quiz“ und „Kulturprogrammen“ sind Vorboten der 1990er Jahre.
Der Meilenstein der Epochen. In den letzten Jahren der UdSSR und den ersten Jahren nach der UdSSR begann ein schneller Übergang zu offiziellen Casinos und Spielhallen - bereits außerhalb des sowjetischen Modells.
Was gespielt wurde: Top 5 des sowjetischen Untergrunds
1. Preferance ist ein Intelligenzklassiker mit Zählkunst und „heißen“ Streitigkeiten.
2. „Punkt“ (21) - schnell, einfach, Glücksspiel; Lieblingsformat von Höfen und Wohnheimen.
3. Poker Draw - seltener, aber beliebt bei „Matrosen“, „Fartsovchikov“, Menschen mit ausländischen Kontakten.
4. Domino on Interest ist die legal-halblegale Gewohnheit von Höfen und Parks.
5. Bones/Fingerhut - Straße „Express-Aufregung“, in der Tat betrügerisch.
Warum Verbote die Aufregung nicht töteten
Ein menschliches Bedürfnis. Risiko, Sozialisation, „schnelle Emotion“ sind die Grundmotive.
Ritual und Umgebung. Der Kartenabend gab den sozialen Kreis, das Gefühl „seines“ Vereins.
Wirtschaft der Knappheit. In einer Welt der Knappheit wurden Geld und Dinge leicht zu Wetten - von Kaffee und Jeans bis zur Währung.
Eine legale Maske. Lotterien filmten die Schärfe des Verbots, indem sie einen Teil der Energie in einem „sicheren Kanal“ hielten.
Mythen und Fakten
Mythos: „In der UdSSR gab es keine Aufregung - alles ist verboten“.
Fakt ist: Der Untergrund florierte, und der Staat selbst bot Lotterien als „sichere“ Aufregung an.
Mythos: „Das Gewinnspiel hat immer funktioniert“.
Tatsache: Legale Wetten waren nur sporadisch zulässig (in der NEP), dann ein Verbot.
Mythos: „Spieler sind nur Kriminelle“.
Tatsache: Das Kontingent war gemischt: von Wissenschaftlern bis zu Zünften; Kriminalität - über „Organisation und Einlösung“.
Mythos: „Poker ist ein Import der 1990er Jahre“.
Tatsache: In der späten UdSSR spielte Poker-Draw bereits in Kreisen „mit der Außenwelt“; Die 1990er-Jahre haben es einfach ans Licht gebracht.
Eine kurze Chronologie
1920er Jahre (NEP): kurze Legalisierung des Gewinnspiels, dann - Abwicklung.
1930-1950: starre Ideologie; der Untergrund geht in Wohnungen, Lotterien ins Schaufenster.
1960-1970: stabiler Untergrund + Wachstum der Gosloterien, „Sportloto“.
1980er Jahre: Genossenschaften, erste „semi-legale“ Vereine, Legalisierungsdiskussionen.
Die 1990er Jahre (bereits nach der UdSSR): Die schnelle Veröffentlichung von Glücksspielen im legalen Bereich ist ein neues Kapitel.
Glossar
Katran ist ein unterirdischer Raum, um um Geld zu spielen.
Preferance ist ein Kartenspiel für Konto und Vertrag, beliebt im intellektuellen Umfeld.
„Point“ (21) ist der Vorfahre von Blackjack im Alltagsformat.
Gewinnspiel - ein System von Wetten auf das Ergebnis von Rennen/Wettbewerben (in der UdSSR - eine kurze Legalisierung, dann ein Verbot).
Sportloto ist eine staatliche Lotterie, ein Symbol der „legitimen Hoffnung“ der späten UdSSR.
Fazit: Das Verbotssystem hat seine Schattenwirtschaft hervorgebracht
Das sowjetische Modell verurteilte gleichzeitig die Aufregung und kanalisierte sie durch Lotterien. Alles andere lebte im Schatten - von Wohnpräferanzen bis zu Straßennäpfeln. Ende der 1980er Jahre brach der verbotene Damm: Der Untergrund kam ans Licht, und eine neue Ära der bereits postsowjetischen Industrie begann. Aber die Lektion der UdSSR ist einfach: Wo das Bedürfnis nicht erkannt wird, verschwindet es nicht - es verändert die Form.
